Der Blick auf die Wettervorhersage war erst einmal ernüchternd. Während des gesamten Wochenendes musste mit Regen gerechnet werden. Am Donnerstag, dem Anreisetag der Teilnehmer des 4-tägigen LCD-Events, war der Himmel wolkenverhangen, aber immerhin regnete es nicht.

Im Hotel Sickinger Hof in Walldorf wurden die Gäste mit dem schon obligatorischen Sektempfang begrüßt und als alle Teilnehmer eingetroffen waren wurde das köstliche Abendessen serviert. Pünktlich mit Einbruch der Dämmerung begann es zu regnen und einige retteten ihre Fahrzeuge ins nahegelegene Parkhaus.

Am nächsten Morgen stand die große Odenwald-Ausfahrt auf dem Programm und es regnete immer noch. Die nassen Straßen boten den Autoreifen nicht viel Halt. Nach etwa einem Drittel der Route begann der eigentlich sehr schöne Streckenabschnitt, aber das Wetter ließ keine Hochstimmung aufkommen. Um die Mittagszeit fand sich die Kolonne hoch über den Dächern von Heidelberg im Schlosshotel Molkenkur ein.

Nach dem Mittagessen blieben die Fahrzeuge planmäßig auf dem Hotelparkplatz zurück. Mit der Standseilbahn ging es bergab zum Heidelberger Schloss und noch weiter hinunter bis in die sehenswerte Altstadt.

Nachmittags gab es im Schloss-hotel Café und Kuchen, bevor die Rückfahrt angetreten wurde. Vor dem Abendessen in der Marktstube zu Walldorf wurden einige Fahrzeuge wieder im Parkhaus eingelagert und die Vorfreude auf den eigentlichen Höhepunkt, den LOTUS-DAY, am folgenden Tag in Sinsheim, wuchs zusehends.

Am Samstagmorgen erwartete Siegfried Herrmann die Teilnehmer im Auto- und Technik Museum Sinsheim, um Tickets für den Museums-besuch, Gutscheine fürs Restaurant, eigens produzierte T-Shirts und weitere Giveaways zu überreichen. Siegfried wurde hierbei tatkräftig von Professor Henseler unterstützt. Derweil sorgte Arnim Flechsler für das reibungslose Sortieren und Parken der teilnehmenden Fahrzeuge. Mitarbeiter des Museums halfen dabei.

Das Wetter gab sich „Very British.“ Sonne, Wolken und leichter Regen wechselten sich ab. Im Vergleich zum Vortag war es also richtig gut, zumal die Besucher jederzeit die Möglichkeit hatten, sich in den riesigen Räumlichkeiten des Museums aufzuhalten. Mit dem Museums-Ticket konnte man nämlich nach Belieben ein- und ausgehen.

Wolfgang Henseler, Arnim Flechsler und Uwe Zerrweck hatten die nicht gerade leichte Aufgabe, die schönsten Fahrzeuge zu bestimmen. Der Fokus lag klar bei den historischen Modellen. Aber auch die aktuellen Produkte unserer Lieblings-Automarke sollten nicht leer ausgehen. Insgesamt waren sieben Pokale und ein Sonderpreis zu vergeben.

Für die Gäste gab es so viel zu sehen und zu erleben, dass der Tag viel zu schnell verging. Einerseits wollte man mit Gleichgesinnten Benzingespräche führen und andrerseits lockte das Museum. Die Sonderausstellung „100 Jahre 24h von Le Mans“ in der neuen Halle 3 war selbstverständlich ein Muss.

Bei der Le Mans Ausstellung ist übrigens auch die Marke Lotus vertreten. 2011 wurden zwei Evora GTE LMS von Lotus und den Partnerfirmen Cosworth, Dallara und weiteren für die 24h von Le Mans aufgebaut. Das ausgestellte Fahrzeug gehört heute zur Lotus-Sammlung von Professor Wolfgang Henseler und kommt regelmäßig bei historischen Rennen zum Einsatz.

Auf der großen Bühne der Le Mans Halle wurde um 16:30 Uhr das mit Spannung erwartete Ergebnis zur Wahl der schönsten Fahrzeuge der LOTUS-DAY-Teilnehmer bekanntgegeben. Die Gewinner freuten sich über Pokale und Sachpreise. Siegfried Herrmann überreichte persönlich die Trophäen.

Die Jury hat die Gewinner nach bestem Wissen und Gewissen ermittelt. Es gab eine ganze Reihe von sehr schönen Fahrzeugen, die durchaus auch einen Preis verdient hätten. Professor Henseler erklärte während der Pokal-Verleihung schlüssig, wie die Jury zu ihrem Votum kam.

Am Sonntagvormittag gab es für 20 „handverlesene“ Fahrzeugbesatzungen ein weiteres Highlight. Aus logistischen Gründen war die Anzahl der Fahrzeuge begrenzt. Ziel war die Stadt-Apotheke in Wiesloch. Diese war die erste Tankstelle der Welt und befindet sich ironischerweise seit 1981 in einer Fußgängerzone. Deshalb war eine Sondergenehmigung für die Zufahrt von Nöten.

Dr. Adolf Suchy, Tankwart und Apotheker, wie er sich selbst bezeichnet, empfing die Lotus-Kolonne in der Fußgängerzone und wies den einzelnen Fahrzeugen rund um die historische Apotheke die Parkplätze zu. Dieses Spektakel blieb natürlich nicht unbemerkt. Alsbald fanden sich interessierte Passanten ein und die örtliche Presse war ebenfalls zugegen.

Die Apotheke befindet sich im Hochparterre. Eine Freitreppe führt zum Eingang. Von dort aus begrüßte Dr. Suchy seine Gäste. Gegenüber befindet sich eine Eisdiele, deren Betreiber gerade die Tische und Stühle vom Regen der Nacht befreite. Es war der ideale Ort, um den Lotus-Fahrern die Geschichte der Apotheke näher zu bringen. Über eine mobile Lautsprecheranlage erzählte der sympathische „Tankwart“ den interessierten Gästen wie es dazu kam, dass diese Apotheke zur ersten Tankstelle der Welt wurde. Seine Gattin unterstützte ihn hierbei. Auch Sie ist Apothekerin.

Anfang August 1888 vollbrachte Bertha Benz, die Ehefrau von Carl Benz, ohne Wissen des Automobil-Erfinders, mit ihren beiden Söhnen die erste Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim. Unterwegs ging dem Benz-Patent-Motorwagen Modell 3 der Sprit aus und da es logischerweise noch keine Tankstellen gab, steuerte Bertha kurzerhand die Stadt-Apotheke in Wiesloch an, um Treibstoff zu kaufen. Drei Liter Ligroin flossen in den Tank des Vehikels. Es war der gesamte Vorrat der Apotheke und wurde normalerweise als Fleckenwasser verwendet.

Dr. Suchy erzählte viele weitere wissenswerte Geschichten rund um die Apotheke und über die Epoche als das Automobil erfunden wurde.

Zum Schluss bekam jeder Teilnehmer eine Urkunde überreicht.

Danach hatte jeder die Möglichkeit die Apotheke zu besichtigen und gegebenenfalls etwas Ligroin zu erwerben.