Swiss Lotus Team Track Day
- L' Anneau du Rhin, 15.10.2016
Das Schweizer Lotus Team (SLT) hatte am 15.10.2016 zum Track Day am Anneau du Rhin geladen. Die
Einladungen hatte Uwe Zerrweck im Sommer bei uns im Club verteilt. Der Anneau du Rhin ist eine private
Rennstrecke im Elsas, 30 km nördlich von Basel und 10 km von der deutschen Grenze, also quasi vor meiner
Haustüre. 3.1 km mitten im Wald, professionell ausgebaut mit allem was man von einer Rennstrecke
erwartet, Tankstelle, Werkstatt, Snackbar, nett anzusehen in einem alten Gehöft. Das Fahrerlager ist unter
Bäumen, die Schatten spenden, wenn im Sommer die Sonne brennt.
Für mich war dies der erste Track Day. Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Bei der Abfahrt um 07:00
hat es noch etwas genieselt, im Elsas allerdings war es schon trocken und der Wetterbericht sah gut aus.
Als ich 10 vor 8:00 ankam, gab es schon einen langen Tross von Fahrzeugen, die vor dem Gate warteten.
Einige brachten Ihren Lotus auf dem Anhänger ohne Nummernschild. Da fragte ich mich schon, ob ich
richtig bin mit meiner Straßen Elise. Punkt 08:00 ging die Tür auf, alle rein, Plätzlein suchen anmelden,
08:30 Fahrerbesprechung. Bei der Fahrerbesprechung gab es erstmal einen Anpfiff für jeden der zu spät
kam. Schweizer Pünktlichkeit! Als nach 5 Minuten alle da waren, wurde die Strecke und die Regeln erklärt.
Für die 4 Neufänger wie mich, gab es noch ein Zusatzbriefing: wer vorn fährt bleibt auf der Ideallinie, wer
überholt ist eh schneller und muss sehen wie er vorbeikommt. Gefahren wird nicht um Plätze, sondern die
schnellste Runde pro Lauf zählt. Es ist also wichtiger freie Bahn zu haben, als irgendjemanden zu überholen.
Das reduziert das Unfallrisiko. 3 freie Trainingsläufe zu je 30 Minuten am morgen, 2 Rennläufe am
Mittag a 40 Minuten, dann noch mal 30 Minuten freies Fahren wer will. Der SLT teilte sich die Strecke mit
dem SMRC, wir fuhren immer abwechselnd, das gab dann genug Zeit zwischen den Läufen für ein nettes
Gespräch, einen Kaffee oder eine Pizza.
Helm auf und los geht’s, erstes Training, gemütliche Einführungsrunde, die Strecke ist
toll, keine Unebenheiten, breit und bis auf eine Stelle immer gut einsehbar. Große Schilder
markieren 100m, 50m und 10m zur nächsten Kurve, das hilft beim Merken der
Bremspunkte. Dann ging‘s richtig los. Ca. 25 Lotus-Fahrzeuge, hauptsächlich Exige, aber
auch ein paar Monopostos, Elise und ältere Modelle. Ich wurde in meinem Leben noch
nie so viel überholt! Es lag nicht am Auto. Auf der langen Gerade konnte ich durchaus gut mit anderen Elise
mithalten. Ich hatte auch schnell gelernt, dass man auch bei 180 nicht in den 6 Gang schaltet und eigentlich
nur auf den Drehzahlmesser schaut und nie auf den Tacho. Den Motor immer möglichst im oberen Drehzahlbereich
halten. Schalten genau dann, wenn die erste rote Lampe angeht, das bringt gleich in paar km/h
mehr auf der Geraden. In den Kurven fehlte mir die Erfahrung, zu früh gebremst und zu langsam in die
Kurven. Offensichtlich manchen die andren das öfter.
Die ersten 10 Minuten in jedem Lauf fühlte ich mich schon etwas als Sonntagsfahrer,
rechts und links pfeifen die anderen vorbei und die Blaue Flagge wird gewedelt, aber dann
lichtet sich das Feld, und immer weniger Fahrer sind auf der Strecke. Jetzt kann ich richtig
probieren. Welcher Gang für welche Kurve. Wo genau bremsen. Es braucht schon gute
Nerven, wenn man nach der langen Geraden mit 200 auf die leichte Rechtskurve zufährt
die etwa 140 km/h verträgt, danach voll in die Eisen, 90 Grad Rechtskurve 3. Gang, raus beschleunigen,
Spiegelcheck, Reifen bis an die Curbs, Linkskurve, 3. Gang ausdrehen, 4. Gang, scharfe 180 Grad Linkskurve
im 2. Gang, ... alles Konzentrationssache. Mit jedem Lauf ging es besser. Meine Beste Runde verbesserte
sich im Lauf des Tages von 2:02 auf 1:55 beim letzten Wertungslauf. Ich habe gelernt, wie sich der Wagen
verhält, wenn er den Limits näherkommt. Zum Beispiel bricht er bei langen schnellen Kurven hinten nicht
aus oder untersteuert, wie das bei kalten Reifen auf der Landstraße der Fall ist, sondern fängt an zu rubbeln
bleibt aber total stabil. Ferner sollte man gleich tanken, wenn die gelbe Tankleuchte aufleuchtet, denn
kurz danach hat in einer langen links Kurve beim rausbeschleunigen der Motor ausgesetzt. Macht nichts
weiter etwas langsamer und in die Boxengasse zum Tanken.
Fazit nach 6 Läufen und über 300 km Rennstrecke: es hat richtig Spaß gemacht. Die Landstraße ist kein Vergleich.
Ich kenne mein Fahrzeug jetzt einiges besser. Die Leute waren nett und kommunikativ, alle sind vernünftig
gefahren, keine Unfälle beim SLT. Das Auto hat super durchgehalten, meine Reifen hatten am Ende
2 mm Profil eingebüßt. Zumindest erübrigt sich jetzt die Frage, ob ich nächstes Frühjahr neue brauche.
Billig war es nicht, aber gelohnt hat es sich. Sicherlich hatte ich anfangs bedenken, da keine Versicherung
zahlt, wenn was schiefgeht, aber das würde sie auch nicht, wenn man mit überhöhter Geschwindigkeit wo
anders von der Straße rutscht. Auf der Strecke gab es lange Auslaufzonen und alles war abgesichert mit
Reifenstapeln und von daher viel sicherer. Entsprechend kann ich mich dem Artikel 1 des Reglements des
SLT nur anschließen, das da sagt: «Das SWISS LOTUS TEAM ist gegen Raserei im Straßenverkehr und bietet
deshalb die Möglichkeit zu preiswertem Clubsport innerhalb des Clubs. ... », gutes Motto, gute Idee.
Quellennachweis
Text: Dr. Johannes Steuerer
Fotos: Uwe Michael Zerrweck
Grafik: Circuit de L'Anneau du Rhin