Aktivitäten
Thüringen - Event bei Gotha, 17. - 19.08.2012
Das Clubtreffen begann mit einer Besonderheit. Im Regelfall trifft man sich bekanntlich am Anreisetag während der späten Nachmittagsstunden im Hotel. Das eigentliche Programm beginnt dann erst am folgenden Tag. Am 17. August 2012 war das etwas anders. Es war ein Freitag und es war der erste Tag des diesjährigen Thüringen-Events. Die Teilnehmer trafen sich bereits um 12:30 Uhr in Merkers. Unser Ziel war das gleichnamige Erlebnisbergwerk. Auf dem Bergwerksgelände angekommen, wurden die Fahrzeuge geparkt und die Fahrzeugbesatzungen eilten zielstrebig auf die Terrasse des dortigen Restaurants, welches sinnigerweise den Namen „Kristall“ trägt. Es war noch etwas Zeit für eine kleine Stärkung.
Thüringen Gotha
Ralf Bunn, 1. Vorsitzender des LCD und Hauptorganisator des Events begrüßte um 13:00 Uhr die anwesenden Teilnehmer. Dann wurde es ernst. In einem Besucherraum des Hauptgebäudes wurden wir von unserem Bergwerksführer begrüßt und wir bekamen einen ersten Eindruck von dem, was während der nächsten Stunden auf uns zukommen sollte. Aber bevor wir den Förderkorb besteigen konnten, welcher uns in 90 Sekunden in über 500 Meter Teufe brachte, wurden wir noch stilgerecht eingekleidet. „Teufe" ist ein bergmännischer Ausdruck und bedeutet nichts anderes als Tiefe. Der Bergmann hat überhaupt sein eigenes Vokabular. Dieses Thema greifen wir etwas später nochmals auf. Nachdem alle einen Bergkittel und einen knitterfreien Grubenhelm angelegt hatten, bestiegen wir den zweistöckigen Förderkorb.
Unten angekommen, hatten einige Gefährten ihre Gesichtsfarbe dem Helm angepasst und der Helm war weiß. Jetzt ging es zu Fuß durch eine Luftschleuse. So gelangten wir zu den LKWs auf deren Ladefläche Sitzbänke montiert waren. Der Lotus-Club bekam den LKW Nr. 15 zur Verfügung gestellt. Die 20 Kilometer weite Fahrt begann. Das Stollennetz hat übrigens eine Gesamtlänge von unvorstellbaren 4000 Kilometern. In rasanter Fahrt drangen wir noch tiefer in den Salzstock vor. Unser Guide pilotierte den LKW beherzt durch das unterirdische Labyrinth. Die Grubendecke huschte im Abstand von wenigen Zentimetern über unsere Köpfe. Gewaltige Maschinen waren am Wegesrand im Lichtkegel der LKW-Scheinwerfer zu erkennen. Nach einem Halt an einer vorbereiteten Sprengstelle, steuerten wir die Kristallgrotte in einer Teufe von 800 Metern an. Je tiefer wir kamen, umso wärmer wurde es. Im Bergwerk herrschen Temperaturen zwischen 21°C bis 28 °C. Die Kristallgrotte wurde erst 1980 entdeckt. Sie ist märchenhaft schön. Eine Lichtshow unterstreicht ihre Pracht. Entstanden ist die Grotte im Tertiär. Sie ist über und über mit großen und kleinen durchsichtigen bis milchigweißen Kristallen bedeckt. Der größte Kristall hat eine Kantenlänge von sage und schreibe einem Meter.
Nach einer kurzen Stärkung an der Kristallbar setzten wir die kurzweilige Reise fort. In einem 15000 Quadratmeter großen Stollen befindet sich das Museum. Wir besichtigten Arbeitsgeräte und Maschinen des Kalibergbaus von den Anfängen bis in die Neuzeit. Dort lernten wir auch noch einige Vokabeln der Bergleute kennen. Das Werkzeug heißt unter Tage „Gezähe“. Eine Schaufel bezeichnet der Bergmann in Merkers aufgrund der Form des Schaufelblatts als „Weiberarsch“.
Nun führte uns die Fahrt zum ehemaligen Großbunker des Bergwerkes. Hier konnten wir den größten unter Tage eingesetzten Schaufelradbagger der Welt bestaunen. Der Bunker ist 250 Meter lang, 22 Meter breit und 16 Meter hoch. Bis 1993 wurden dort zeitweise bis zu 50.000 Tonnen Salz zwischengelagert.
Wegen der Atmosphäre und der tollen Akustik finden heutzutage in dieser unterirdischen Halle viele Konzerte statt. Ein Tag nach unserem Besuch gab hier Chris de Burgh ein Konzert. Ein Teil des Großbunkers beherbergt mittlerweile den tiefsten Hochseilgarten der Welt. Ist das nicht verrückt?

Die nächste Station der Besichtigungstour war der ehemalige Goldraum. Am Ende des zweiten Weltkriegs wurden hier die Devisen- und Goldbestände der Reichsbank und Kunstschätze aus Berliner Museen deponiert. Die Amerikaner fanden diesen Schatz 1945 und bargen ihn in aller Eile, denn die Region sollte unter das Kommando der russischen Besatzer gestellt werden. Nach etwa zweieinhalb Stunden fuhren wir wieder zurück zum Förderkorb, der uns wieder ans Tageslicht brachte. Zum Abschied gab es für jeden Besucher noch ein kleines Andenken in Form eines Salzstreuers.
Per Roadbook setzten wir unsere Reise fort. Das VCH-Hotel in Gotha war unser Ziel. Wir ließen es uns aber nicht nehmen im „Eiscafe Wasserfall“ nahe Trusetal einen Zwischenstopp einzulegen. Unsere Bestellungen wurden zwar etwas schleppend bearbeitet, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Danach führte uns das Roadbook direkt in die Tiefgarage des Hotels, welche sich in einer Sackgasse auf der Rückseite des Gebäudes befindet. Natürlich kam was kommen musste, wenn 15 Lotus gleichzeitig einparken wollen. Die üblichen Kandidaten (nein wir nennen keine Namen) hatten Probleme mit dem Rampenwinkel der Garageneinfahrt. Das Zurücksetzen der Havaristen gestaltete sich kompliziert. War doch die gesamte Straße bereits von den nachfolgenden Fahrzeugen blockiert. Nach dem Einchecken erholten wir uns beim Begrüßungstrunk auf der Hotel-Terrasse von den Strapazen. Um 20:00 Uhr wurde das Abendbuffet eröffnet. Mit der einen oder anderen Kaltschale ließen wir den Tag ausklingen.
Samstag, 18.08.2012 – Nach dem Frühstück im Hotel, welches übrigens sehr zentral am Schlosspark Gotha im Englischen Garten des Schlosses Friedenstein gelegen ist, starteten wir die Motoren und die Ausfahrt nach Weimar konnte beginnen. Das Roadbook führte uns knapp 100 Kilometer weit durch den Thüringer Wald über herrliche Straßen ins Zentrum Weimars auf den Platz der Demokratie. Dank einer Sondergenehmigung nach § 46 StVO durften wir unsere Fahrzeuge links und rechts des Reiterdenkmals parken. Für die zahlreichen Passanten war es eine willkommene Bereicherung des touristischen Programms. Unser Bo aus Berlin machte sich einen Spaß daraus, das Triebwerk seines Esprits ferngesteuert zu starten, wenn sich die Besucher zu aufdringlich ihre Nasen an der Autoscheibe plattdrückten. - James Bond lässt grüßen.
Jetzt hatten wir etwas Zeit die wunderschöne Stadt in Eigenregie zu erkunden, bevor die organisierte Stadtrundfahrt in historisch anmutenden Bussen auf dem Plan Stand. Die Bushaltestelle befindet sich in Sichtweite zum Hotel Elephant, eines der ersten Häuser in der Stadt. Was lag also näher, als sich dort erst mal gemütlich niederzulassen und bei einem Cappuccino die reichlich vorhandenen Pferdedroschken und das touristische Treiben an sich vorbeiziehen zu lassen. So mancher von uns hatte Lust auf eine echte Thüringer Bratwurst. Auch diesen Wunsch konnte man sich leicht erfüllen. Auf dem Rathausmarkt wurden diese lokalen Spezialitäten feilgeboten.
Derart gestärkt, konnte die Stadtrundfahrt beginnen. Wir hatten zwei baugleiche Busse der Firma Belvedere Express gechartert. Sitzplätze waren reichlich vorhanden, denn ursprünglich hatten wir mit einer größeren Teilnehmerzahl gerechnet. Die Busse sahen aus wie Oldtimer, unter der Karosse verbarg sich aber moderne Technik. Der Turbodiesel aus dem Hause VW schnurrte und die Aircondition sorgte für ein angenehmes Raumklima. Über große Flachbildschirme bekamen wir von keinem geringeren, als von Johann Wolfgang von Goethe, ausführliche Informationen zu Weimar. Derweil steuerte unser Busfahrer die entsprechenden Schauplätze an. Oft stand der Bus minutenlang vor einem historischen Gebäude und wir lauschten Goethes Ausführungen. Ich wunderte mich, dass sich keiner der Passanten über den ständig laufenden Motor beschwerte.

Am Schlosspark Belvedere wurde die Führung zu Fuß fortgesetzt. Unser Busfahrer versorgte uns mit weiteren Informationen zu der Historie des Schlosses. Ein beliebtes Fotomotiv war nicht nur eine Hochzeitsgesellschaft nebst Kutsche, sondern auch die durchaus ansehnliche Fotografin, welche ihrerseits das Brautpaar ablichtete.
Die Stadtrundfahrt wurde fortgesetzt und die Fülle der Informationen über die Geschichte Weimars würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Zum krönenden Abschluss lud der LCD die Event-Teilnehmer ins Cafe Residenz zu Cafe und Kuchen ein. Der verbleibende Nachmittag stand zur freien Verfügung. Einige Teilnehmer wollten gern noch eine Kutschfahrt unternehmen. Damit die Droschke ordentlich ausgelastet war, stiegen diese und meine Wenigkeit zu. So bekamen wir nochmal einige Sehenswürdigkeiten zu Gesicht und unsere Kutscherin schilderte die dazu passenden Geschichten aus ihrer Perspektive.
Abends trafen sich alle Teilnehmer wieder im Hotel. Bei sommerlichen Temperaturen wurde das Abendessen im Freien eingenommen und alle waren sich darüber einig: Die Reise nach Merkers, Gotha und Weimar hat sich gelohnt. Bei herrlichstem Wetter und an historischen Schauplätzen verbrachten wir eine schöne Zeit.
Quellennachweis
Text / Fotos: Uwe Michael Zerrweck