Drive & Fly - Event bei Wetzlar,
29.05. - 01.06.2025
Die ersten Teilnehmer reisten bereits in den frühen Nachmittagsstunden an. Alle Neuankömmlinge wurden vom freundlichen Hotelpersonal darüber aufgeklärt, dass es einen Hackerangriff auf die EDV gab. Das Resultat: Die ID-Cards, welche normalerweise zum Öffnen der Zimmertüren des Leitz Hotels verwendet werden, waren ohne Funktion. Selbst der Lift in die einzelnen Stockwerke konnte von den Gästen nicht autonom benutzt werden. Die Lösung: Um auf sein Zimmer zu gelangen, wurde man vom Rezeptionspersonal jeweils begleitet. Mit diesem Manko konnten wir uns aber leicht arrangieren.
„Es trafen sich nicht einfach nur Lotusfahrer, sondern gute Freunde“
Das Vienna House – Ernst Leitz Hotel ist Teil des großzügig angelegten Leitz Parks. Nachdem unsere Fahrzeuge in der reservierten Hotelgarage eine adäquate Bleibe fanden, lockte zunächst das gegenüber liegende Café Leitz mit feinen Törtchen und Caféspezialitäten.
Interessierte besuchten danach das Ernst Leitz Museum. Der benachbarte Leica Store Wetzlar war zwar geschlossen, aber selbst für den Museum Shop war ein dickes Portmonee nicht von Nachteil.
Gegen 18:30 Uhr fand an der Bar des hoteleigenen Restaurants OSKAR’s planmäßig der offizielle Sektempfang statt. Wie im Lotus Club Deutschland üblich, fühlte es sich gleich wieder wie bei einem Familientreffen an, denn es trafen sich nicht einfach nur Lotusfahrer, sondern gute Freunde, die sich teilweise bereits seit vielen Jahren kennen und schätzen. Eva und Michael Ehrhardt waren zum ersten Mal bei einem mehrtägigen Event zugegen. Beide fühlten sich auf Anhieb wohl und sind mittlerweile vollwertige „Familienmitglieder“. Um 19:30 Uhr wurde im Restaurant das Abendessen serviert.
Nach dem Dessert machten manche Teilnehmer im weitläufigen Leitz-Park einen Verdauungsspaziergang, denn das Wetter war weitaus besser, als angekündigt. Von Regen keine Spur.
Als ich am Freitagmorgen nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht aufwachte, traute ich meinen Augen nicht. Wir hatten strahlenden Sonnenschein! Einige Schäfchenwolken machten den blauen Himmel nur noch interessanter. Nach unserem gemeinsamen Frühstück starteten wir pünktlich um 10:00 Uhr zu unserer Ausfahrt über verträumte Straßen durch das Hinterland in Richtung Dietzhölztal-Ewersbach.
Dort angekommen ließen wir den großen Besucherparkplatz außen vor, denn wir hatten im Innenbereich rund um das bekannte Rondell Parkplätze reserviert. Es dauerte einen Moment, bis sich das große eiserne Tor öffnete und unsere Fahrzeuge fotogen in den Parktaschen platziert waren.


Wir wurden bereits erwartet. Ein Mitarbeiter des „Nationalen Automuseums“ - The Loh-Collection sprach ein paar einführende Worte, um uns dann für etwa zwei Stunden durch die heiligen Hallen zu begleiten. Er vermittelte interessante Hintergrundinformationen zur Sammlung im allgemeinen, aber auch zu ausgewählten Exponaten, denn man bräuchte Tage, um annähernd alle 150 ausgestellten Fahrzeuge zu erfassen. Alleine der sogenannte „Setzkasten“ an der Stirnwand der großen Halle ist atemberaubend und das nicht nur wegen der dort gestapelten Fahrzeuge. Der Clou an der Sache ist, dass man quasi auf Knopfdruck jedes beliebige Vehikel innerhalb kürzester Zeit an die Ausfahrt-Position bugsieren kann. Hierbei werden ggf. mehrere Autos, ähnlich wie beim Tetris-Spiel, in der Hoch- und Längsachse verschoben, bis sich der gewünschte Bolide an der vorgegebenen Position befindet.


Insgesamt besteht die Sammlung von Professor Friedhelm Loh aus etwa 500 Fahrzeugen mit einem Gesamtwert von mehr als einer Milliarde Euro.
Eine jährlich wechselnde und hervorragend kuratierte Sonderausstellung zu Themen wie „100 Jahre Le Mans“ (2023) oder „Ferrari“ (2024) machen jeden Besuch zu einem wahren Erlebnis. Aktuell konnten wir die Sonderausstellung „75 Jahre Formel 1 und Grand-Prix Fahrzeuge“ genießen.
Mit dem Hochschulcampus bietet das Nationale Automuseum zudem auch Zertifikatskurse zur Weiterbildung zum Thema „Car-Design“ oder „Gutachter für historische Fahrzeuge“ an. Im museumseigenen Kino werden spannende Autofilme gezeigt und über das Jahr verteilt finden informative Vorträge mit namhaften Persönlichkeiten oder Events mit Rennfahrern statt.
Nach so viel Input war es nun höchste Zeit, sich um das leibliche Wohl zu kümmern. Da wir am Abend wieder im Hotel ausgiebig tafeln wollten, zogen wir es vor, nur eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen, bevor die Rückfahrt gestartet wurde. Unser Event-Organisator, Werner Kiehne, drehte die Anfahrtsroute nicht einfach um, sondern wählte eine neue Streckenführung, die weiter westlich auch wieder über schöne Landstraßen verlief.
Was das Wetter betrifft, hatten wir bisher großes Glück. Auch der Samstag begann verheißungsvoll. Gut so, denn das geplante Tagesprogramm war nur bei wirklich gutem Wetter durchführbar. Das Frühstück genossen wir auf der Hotelterrasse, bevor wir zum Luftsportverein Hörbach aufbrachen.
Diesmal nahmen wir die direkte Route über die Autobahn, denn der Fokus lag heute eindeutig beim Segelfliegen. Die letzten 500 Meter vor dem Ziel waren für einige Teilnehmer eine Herausforderung, denn die Zufahrtsstraße zum Segelfluggelände ist für tiefergelegte Lotus-Fahrzeuge mit Frontsplitter nur bedingt geeignet. Dort angekommen, wurden unsere Autos prominent auf der Wiese direkt neben der Start- und Landebahn geparkt.

Die Jungs vom Luftsportverein hatten bereits zwei Flieger startklar gemacht. Wir wurden herzlich empfangen. Es kam sofort das Gefühl auf, bei Freunden zu sein. Zunächst teilten wir uns in zwei Gruppen auf, denn es konnten ja nicht alle gleichzeitig fliegen. Werner hatte für die Wartenden eine wunderschöne Rundfahrt vorbereitet, die jeweils etwa zwei Stunden dauern sollte. Nachdem alle mit den Fluggeräten grundsätzlich vertraut gemacht wurden, brach das erste Grüppchen zur Rundfahrt auf, und der Rest begab sich zum Startplatz. Dort war extra für uns ein Pavillon aufgebaut worden und es gab gekühlte Getränke. Gestartet wurde per Seilwinde. Diese war in 1,2 Kilometer Entfernung am Waldrand positioniert. Mir war bekannt, dass unser Werner diese Winde konstruiert hatte. Als technisch interessierter Mensch ließ ich es mir nicht nehmen, den Apparat aus der Nähe zu betrachten. Die Winde, die über zwei Seile verfügt, wird mit einem 10-Zylinder Dieselmotor angetrieben und ist auf einem LKW montiert. Werner konstruiert übrigens gerade eine neue Winde, die dann voll elektrisch betrieben wird. Die Animation hat er uns später im Clubheim bei Café und Kuchen präsentiert.


Das Fliegen als solches hat viel Spaß gemacht. Die Piloten führten – abhängig vom Befinden des jeweiligen Passagiers – mehr oder weniger radikale Flugmanöver durch. Ich empfand die Demonstration eines Strömungsabrisses und das anschließende Abfangen des Fliegers als äußerst interessant. Segelfliegen ist wie ein Tanz mit dem Wind. Du nutzt die Kraft der Aufwinde, um in der Luft zu bleiben. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Ruhe, wenn du lautlos durch die Lüfte gleitest. Als Lotusfahrer kann ich mir gut vorstellen, dass Segelfliegen auch „süchtig“ machen kann.


Die Zeit verging sprichwörtlich wie im Flug. Am Nachmittag wurde die Wetterlage zusehends gewittriger und es bestand die Befürchtung, dass nicht mehr alle Mitglieder der zweiten Gruppe in den Genuss eines Fluges kommen würden. Glücklicherweise war dem nicht so. Nachdem der letzte Flug absolviert war, wurden die Flugzeuge rasch im Hangar verstaut. Gerade als wir unsere Autos auf dem Vorplatz des Hangars parkten, trafen uns die ersten Regentropfen. Das war Timing.
Im Clubheim gab es Café und selbstgebackenen Kuchen und wir erfuhren viel über die Aktivitäten des Luftsportvereins. Das angekündigte Gewitter traf uns nur peripher und der Regenschauer war rasch vorüber. Später wurde in geselliger Runde am Lagerfeuer gegrillt. Als wir uns von den Mitgliedern des Luftsportvereins verabschiedeten, hatte die Dämmerung schon lange eingesetzt. Die Segelflieger scheuten keine Mühen, um uns einen Einblick in ihren Sport zu gewähren. Ein großer Dank geht an diese großartige Truppe.
Am nächsten Morgen war es dann schon wieder soweit. Nach dem letzten Frühstück im Hotel, stand nur noch die individuelle Heimreise auf dem Plan. Werner Kiehne, unser Event-Organisator, hat sich wieder einmal selbst übertroffen um uns ein unvergessliches Treffen zu bereiten. Herzlichen Dank dafür.
Quellennachweis
Text: Uwe M. Zerrweck
Fotos: Uwe M. Zerrweck, Leitz Park Wetzlar, Nationales Automuseum